Gedenkbuch
Die Geschichte der Pfarre
Auszug aus dem Gedenkbuch der Pfarre Jabing, angelegt von Pfarrer Otto Wentzl am 18. April 1934:
Zur Geschichte Jabings schreiben die „Mitteilungen des burgenländischen Heimat- und Naturschutzvereines, Freunde des Landesmuseums 3. Jahrgang, 2. Juni 1929“ Folgendes:
Zur Geschichte und Heimatkunde von Jabing, Bezirk Oberwarth: Nach einer überlieferten Sage soll Jabing um das Jahr 600 n. Chr. gegründet worden sein.
In der späteren Folge bestehend aus 7 bis 12 Häusern, in der näheren Umgebung des aufgelassenen röm. - katholischen bzw. damaligen evangelischen Friedhofes gestanden.
Schriftliche Aufzeichnungen darüber sind nicht auffindbar. Der Weg, der von dieser Stelle zu einer Mühle am Pinkafluss führt, wird noch heute „Mühlweg“ genannt.
An dieser Stelle, wo die Siedlung gewesen sein soll, wurden vor Jahren beim Ackern Fundamentreste, Malter, Steine und Ziegel, auch beim Graben von Brunnen Gefäßscherben gefunden. Nach der Beschreibung der Ziegel sollen diese sehr breit gewesen sein, vielleicht waren es römische Ziegel, möglicherweise bestand dort eine römische Siedlung. Der Feldried, wo diese Funde gemacht wurden, wird „Stadläcker“ genannt.
Dass die dortige Gegend bereits einige 1000 Jahre vor Christi Geburt bewohnt gewesen sein dürfte, beweisen die steinzeitlichen und bronzezeitlichen Gefäßfunde, die bei der Rodung des Waldes zwischen Rotenturm und Kleinjabing am rechten Ufer des Pinkaflusses sowie die Bronzewerkzeugfunde, die in der nächsten Umgebung von Rotenturm gemacht wurden.
Die derzeit zu beiden Seiten des Pinkaflusses gelegene Gemeinde aus 270 Hausnummern mit einer Bevölkerungszahl von 1500 Personen, darunter 1350 Katholiken und 125 Protestanten (exklusive der in den letzten 40 Jahren Ausgewanderten von 500 Personen) bestand wie aus einer im Jahre 1728 vom damaligen Pfarrer in Stadtschlaining Grafen Antony von Batthyányi.
Der Beschreibung entnommen wurde aus 24 Häusern mit einer Seelenanzahl von 148 Personen, bestehend aus 43 Eltern, 92 Kindern, einem Knecht und 5 Insassen. Darunter 121 Katholiken, 15 Protestanten und 5 unbestimmter Religion (wahrscheinlich Israeliten, weil aus einer anderen Beschreibung aus dem Jahr 1788 zu entnehmen war, dass dazumal in Jabing auch Israeliten ansässig waren).
In den 24 Häusern wohnten Familien mit den folgenden Namen: Matthias Kajtár, Mart Sipos, Peter Leidl, Müllner, Gansfuss, Torzaj, Tamischer, Pöltsch, Thomischler, Tausch, Tauss, Haber, ….
Anscheinend wurden in dieser Beschreibung die damals in Kleinjabing lebenden evangelischen Adeligen nicht mitgezählt.
Die Gemeinde Jabing gehörte also zur Pfarre Stadtschlaining und dürfte erst im Jahre 1736, um welche Zeit Großpetersdorf Muttergemeinde geworden zu sein scheint, dieser Pfarre zugewiesen worden sein. Als erster Pfarrer in Großpetersdorf fungierte im Jahre 1736 Josef Meliesnig.
In der weiteren Folge hat sich die Gemeinde Jabing innerhalb von 92 Jahren um 72 Häuser vergrößert, da diese, wie ich aus verzeichneten Daten entnehmen konnte, im Jahre 1820 aus 96 Häusern bestand. Die Bewohner waren sehr arm und befassten sich vorwiegend mit Hafnerarbeiten. Während die Bevölkerung von der Herrschaft in Rotenturm, wo auch ein Kriminalgericht bestand, geleitet wurde, bestanden in der Gemeinde 3 Volks- bzw. Wirtschaftsgruppen und zwar Adelige im oberen Teil gegen Rotenturm, welcher Kleinjabing genannt, zurzeit von Protestanten bewohnt wird, seit dem Jahre 1875 eine Schule hat und zur evangelischen Pfarre Sziget in der Wart gehört. Der mittlere Teil aus jenen Kreisen, die einen Bauernbesitz hatten, und der untere Teil (Kleinhäusler), welche „Parzianer“ genannt wurden.
An der Spitze dieser Wirtschaftsgruppen, welche ihr eigenes Wirtshaus hatten, fungierte ein unter sich gewählter Wirtschaftsverwalter, welcher vermöge seiner Verantwortung der Herrschaft gegenüber von den Mitgliedern seiner Gruppe nicht nur Richter genannt wurde, sondern sich auch bei Unterschriften dieses Titels bediente.
Wenn ein Ortsinsasse einer solcher Wirtschaftsgruppe angehören wollte, musste er sich bei dieser gegen Erlag eines Geldbetrages einverleiben lassen.
Dieses System bestand noch im Jahre 1868, um welche Zeit Johann Titz am 19. Juli sein Haus Nr. 58 gegen Erlag des Betrages von 50 Fl bei Abschluss eines Einverleibungsvertrages einverleiben ließ.
Die Einführung der autonomen Gemeindeverwaltung und Aufhebung der Bevormundung der Herrschaft, deren Untertanen sämtliche Wirtschaftsgruppen waren (erst nach dem Jahre 1848), bestand unter den 3 Wirtschaftsgruppen ein immerwährendes, durch Jahrzehnte eingehaltenes Übereinkommen, dass jedes 4. Jahr eine andere Gruppe den Richter/Bürgermeister beistellte.
Die katholische Bevölkerung hat im Orte seit zirka 100 Jahren eine Schule sowie eine Kirche seit dem Jahr 1788 und ist Pfarre seit dem Jahr 1856.
Diese Jahreszahl der Pfarrerrichtung ist irrtümlich angegeben. Denn die Jabinger Pfarre führt seit 1. November 1852 selbstständige Matriken, muss also dann schon eine eigene Pfarre gewesen sein (Anmerkung des Pfarrers Otto Wentzl).
Die ersten zwei Lehrer namens Scherzer und Temel, welche auch die Sekretärsagenden versahen, hatten weder pädagogische Studien noch Prüfungen.
In der Gemeinde bestand eine vereinigte Innung der Weber, Schuhmacher, Zimmerer, Tischler, Huf- und Spindelschmiede sowie eine Innung der Hafner. Die noch aufgefundenen Innungsaufzeichnungen befinden sich im Landesmuseum in Eisenstadt.
Diese Körperschaften pflegten nicht nur zur Gewerbeförderung, sondern auch zur Förderung des geselligen und kirchlichen Lebens beizutragen, indem die Mitglieder bei Prozessionen und Pietätsakten kooperativ teilnahmen.
Im Zentrum des Ortes ist eine bewohnte kleine Anhöhe, die „Schussriegel“ genannt wird. An dieser Stelle soll vor einigen Generationen ein Adeliger namens Johann Tiek einen Kleinhäusler namens Janos wegen eines Grenzstreites erschossen haben.
Südwestlich von Jabing führt im Walde gegen Rotenturm bzw. Unterwart ein sehr schlecht erhaltener Weg, welcher „Haberda“ genannt wird. Nach einer überlieferten Sage soll im Wald eine Grenze gewesen sein und der verstümmelte Ausdruck „Haberda“ von „Halt – wer da?“ abgeleitet worden sein.
Zur vollständigen Verarmung des ohnehin sehr armen Hotters haben die großen Brandkatastrophen des Jahres 1868 und 1879 beigetragen, wo 34 bzw. 82 Häuser samt Nebengebäuden und zahlreichen Haustieren eingeäschert wurden.
Diese Unglücksfälle, Besitzlosigkeit und vielseitige Unterdrückung sowie anderweitige Ausbeutung hatten die nachträgliche große Auswanderung nach Amerika zur Folge.
Von Preisen der Nahrungs- und Genussmittel erfahren wir, dass im Jahre 1799 ein halbes Maß Wein 4 Kronen, ein gebratenes Ferkel 20 Kronen und ein Kalb (10 Jahre vorher) 1 Fl 30 Kronen gekostet haben.
Dem emsigen Fleiß und der großen Sparsamkeit nicht nur der nach Amerika Ausgewanderten, die ihre Heimat nicht vergessen, sondern auch ihrer in Jabing zurückgebliebenen und in steter Verbindung bleibenden Eltern und Geschwister, ist die segensreiche Entwicklung, Vergrößerung und wirtschaftliche Erstarkung der einstigen Untertanen durch den Aufkauf der von der Herrschaft parzellierten Felder und Waldungen nicht minder zu verdanken. ……
Hier enden die Aufzeichnungen des Pfarrers Otto Wentzl.