Ostermontag
Mit der Kreuzigung von Jesus ist die ganze Hoffnung der Apostel und Jünger mit einem Schlag zerbrochen. Auch die Nachricht der Frauen, dass Jesus auferstanden ist, richtete die Jünger nicht auf. So zerstreuten sie sich und versteckten sich zum Teil hinter verschlossenen Türen.
Zwei Jünger waren nach Emmaus unterwegs. In ihre Diskussion über die ganze „Jesus-Geschichte“ so sehr vertieft, bemerkten sie gar nicht, dass sich ihnen ein weiterer Weggefährte anschloss. Gefangen in ihrer Enttäuschung waren sie wie von Blindheit geschlagen: Sie erkennen ihn nicht. Trotz all ihrer Traurigkeit blieben sie jedoch ansprechbar und hörten, wie der „Unbekannte“ ihnen auf dem Weg die Schrift auslegte. Aber die Kenntnis der Schrift allein bewirkt das "Erkennen" Jesu Christi nicht. Die Emmaus-Jünger machen eine Erfahrung, die auch heute gilt: Wissen allein schafft keinen Glauben. Da gehört ein offenes und liebendes Herz dazu.
Als Jesus also neben den Jüngern einherging, sah er vermutlich genauso aus, wie zu der Zeit, als er als Rabbi unter ihnen wirkte. Weil sich aber die Bilder des blutenden, leidenden Herrn tief in ihrem Inneren eingegraben hatten, rechneten die Jünger gar nicht damit, dass dieser strahlende Mann an ihrer Seite überhaupt Jesus sein könnte.
Jesus hat sein Verhalten auch nach der Auferstehung nicht geändert. Gott ist gestern, heute und morgen derselbe. Seit Anbeginn der Schöpfung tritt Gott mit den Menschen in Beziehung. Zu einer Beziehung ist vor allem das Interesse am anderen notwendig. Die Jünger am Weg nach Emmaus reagierten überrascht, als sich ihr Weggefährte dann noch in ihre ganz private Unterhaltung einmischte.
Jesus weiß, was uns bewegt. Er will es aber von uns selbst hören, damals wie heute. Da beteiligten sich nun beide Jünger an dem Gespräch. Sie klärten „den Unwissenden“ darüber auf, was ganz Jerusalem bewegte. Die Jünger gestehen dem Fremden ihre eigene Orientierungslosigkeit.
Jesus begleitet uns vom ersten Moment unserer Existenz an. Er geht oftmals schon eine ganze Wegstrecke mit uns, aber wir erkennen IHN nicht. Wir sind von unseren Vorstellungen über Gott oftmals so befangen, dass wir blind für ihn sind. Solange wir aber Jesus nicht im Wort Gottes finden, unser Herz für ihn offenhalten, ist es finster, nämlich Abend in unseren Herzen. Jesus drängt sich niemandem auf. Aber als ihn die Jünger baten, bei ihnen zu bleiben, lässt sich Jesus einladen. Da sitzen sie nun bei Tisch. Jesus bricht das Brot. Der Gast ist zum Gastgeber geworden. Da erkennen die Jünger Jesus am Brotbrechen.
„Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten IHN; und er wurde vor ihnen unsichtbar.“ (Lk 24,31)
Noch in derselben Stunde brachen sie auf, um den anderen Jüngern die Frohe Botschaft vom auferstandenen Jesus zu verkünden. Wann immer wir bereit sind Gottes Wort zu verstehen und es auch noch weiterzusagen, wird uns Christus, das lebendige Brot, zur Stärkung und Kraftquelle.
"Und das Herrlichste in dieser ganzen Geschichte ist vielleicht das, was sich
ereignet, bevor sie ihn erkennen: Während ein Mensch in der tiefsten Anfechtung ist, ist Jesus schon längst neben ihm." (Gollwitzer)
Nehmen wir diese Osterbotschaft mit in unseren Alltag, um jeden Tag die Kraft zu bekommen, die wir zum Leben brauchen. Gott geht den Weg mit uns, er lässt uns nicht im Stich. Auch in dieser Corona – Zeit.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
Er Lebt!
Er geht mit uns!
Halleluja!
Euer Seelsorger Sebastian Edakarottu