Gründonnerstag
Liebe Pfarrgemeinde!
Liebe Schwestern und Brüder, Kinder und Jugendliche!
2020 werden wir so schnell wohl nicht vergessen – das trifft auch auf das kirchliche Leben zu: Draußen Frühlingsbeginn und Sonnenschein – drinnen menschenleere Kirchen und eine traurige Stille, nur ein Pfarrer, der die Hl. Messen Sonntag für Sonntag für ALLE alleine abhält – im Gedenken an die Auferstehung Jesu – ein Notprogramm und trotzdem Realität.
Diese Zeit birgt heuer aber auch ungeahnte Möglichkeiten in sich – wenn man nicht rausgehen kann, ist das doch die Chance, nach Innen zu gehen. In der Karwoche wollen wir heuer noch bewusster den Leidensweg mit Jesus gehen. Die Corona-Krise macht uns sensibel für das eigene Leid und das der anderen. So gelingt es uns besser, in unseren eigenen Grenzerfahrungen und Wüsten mit Jesus Schritt für Schritt und Tag für Tag den Kreuzweg zu gehen, der durch das dunkle Tal der Schmerzen, der Verletzungen und des Todes zum neuen Licht des Ostermorgens führt.
Jeder einzelne Tag der Karwoche möchte uns etwas sagen:
Gründonnerstag:
Donnerstagabend, ein Tag vor Karfreitag. Jesus wusste, dass sein Tod nahe war, er zum Vater zurückkehren und seine Jünger in der Welt zurücklassen würde. An diesem letzten Abend vor seiner Kreuzigung zeigte er ihnen in besonderer Weise seine Liebe und bereitete sie durch tröstende Worte und die Einsetzung des Abendmahls auf die Zeit ohne ihn vor. Als erstes aber wäscht er seinen Jüngern die Füße. Das ist erstaunlich. Gab es in diesen letzten gemeinsamen Stunden nicht Wichtigeres zu tun und zu besprechen? Was heißt das für mein Leben?
In den Ländern des Nahen Ostens trug man Sandalen. Da die Straßen staubig waren, wurden die Füße schnell wieder schmutzig, selbst wenn man direkt zuvor gebadet hatte. Es gehörte daher zur Höflichkeit eines Gastgebers, dass er einen Sklaven mit dem Waschen der Füße seiner Gäste beauftragte. Es geht also um eine symbolische Handlung des Reinwaschens und des Reinwerdens.
Am heutigen Gründonnerstag dürfen wir uns daran erinnern, dass Jesus auch uns die Füße wäscht. Das Waschen der Füße ist ein Symbol für den Dienst Jesu an uns und für unseren Dienst am Nächsten. Wie er den Jüngern die Füße wäscht, so sollen auch sie und wir einander dienen, das heißt, sich zum anderen hinabbeugen, ihn reinwaschen, vergeben und bereinigen, was nicht sauber und gut war.
Wo diese Hingabe fehlt, wird die Eucharistie nicht im Geiste Jesu gefeiert.
Ich glaube, dass wir nicht den herrschenden Dienst sondern die dienende Herrschaft wieder entdecken müssen.
In dieser Krisenzeit kommt das da und dort schon deutlich zum Vorschein – die Nachbarschaftshilfe funktioniert wieder, man rückt näher zusammen und ist bereit zu helfen, wo Hilfe notwendig ist.
Wir alle sind schmutzig und bedürfen der Reinigung. Unsere Sünden trennen uns von Gott und beflecken uns. Wir werden aneinander schuldig. Im Alltag passiert das immer wieder, auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen. Wir können und müssen einander verzeihen, können und sollen uns um Werke der Nächstenliebe und Barmherzigkeit bemühen.
Und trotzdem kann dieser Schmutz durch kein menschliches Mittel beseitigt werden. Aber Gott ist gnädig und hat einen Ausweg aus dieser hoffnungslosen Situation geschaffen.
Gehen wir einen Schritt weiter und blicken wir auf den Karfreitag.
In aufrichtiger Gebetsverbundenheit Euer Diener Sebastian Edakarottu