Historisches - Die Geschichte der Pfarre Mattersburg
Sie dürfte unter dem ungarischen König Stephan I. bald nach der Gründung der Diözese Raab (um 1000) zu Ungarn gekommen und dem Kapitel in Ofen übertragen worden sein. König Béla III. erwarb diesen kirchlichen Besitz, dessen Sohn Emmerich übergab das Gebiet „villa quendam Villa Martini dicitur“ im Jahre 1202 dem Wojwoden von Siebenbürgen, Benedikt.
Mattersdorf entsteht
Noch im selben Jahr wurden diese Besitzungen zum Witwengut für Benedikts Gattin Tota, einer Hofdame aus dem Gefolge der spanischen Prinzessin Konstantia, der Gemahlin Emmerichs, bestimmt. Nach deren Tod kamen die Güter in den Besitz ihrer Brüder Simon I. und Bertram, die im Ort, wahrscheinlich im Bereich des alten Rathauses und der Volksschule, eine Burg errichteten. In der Folge nannten sie sich Grafen von Mattersdorf.
In der Auseinandersetzung zwischen Iwan von Güssing und Herzog Albrecht von Österreich im Jahre 1289, die als „Güssinger Fehde" bekannt ist, bezogen die Söhne Simons I., Simon und Michael, Partei für Iwan von Güssing. Mattersdorf wurde von Herzog Albrecht belagert und die Verteidiger mussten schließlich seiner Übermacht weichen. Im Hainburger Frieden von 1291 wurde die Schleifung einer Reihe von Grenzburgen, darunter auch die Burg der Mattersdorfer, festgelegt. Darauf errichteten die Grafen von Mattersdorf 1336 eine neue Burg, jedoch nicht mehr im Ortsgebiet, sondern auf einer Anhöhe in Forchtenstein, die sich auch auf Mattersdorfer Hotter befand. Die Grundherren nannten sich von da an die Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein, später nur mehr von Forchtenstein.
Erhebung in eine Pfarrkirche
Mattersburg war zu dieser Zeit bestimmt kein unbedeutender Ort. War doch der ungarische Name Nagymárton (Groß-Martin), Eisenstadt hingegen Kismárton (Kleinmartin bzw. Wenigmertersdorf). Dennoch war der Ort keine selbständige Pfarre, sondern nur eine Rektorei. Eigentlicher Pfarrer war der Bischof von Raab, der von einem Kirchenrektor als Seelsorger vertreten wurde. Erst als Graf Paul von Forchtenstein seine Bitte um Erhebung der Rektoratskirche in eine Pfarrkirche Papst Klemens VI. persönlich vortragen konnte, stimmte der Raaber Bischof Koloman zu und erhob im Jahre 1344 die Mattersburger Kirche zur Pfarrkirche, Forchtenstein wurde als Filiale mit der neuen Pfarre verbunden.
Reformation und Rekatholisierung
Unter dem Pfandinhaber Johann von Weißpriach (1548-1570) konnte sich die Reformation in Mattersburg durchsetzen. Nach Jahrzehnte langen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Lutheranern wurde Graf Nikolaus Esterházy Pfandinhaber der Herrschaft Forchtenstein (1622). Er, der bei den Jesuiten seine Ausbildung erfuhr, versuchte mit Hilfe der Jesuiten und durch Volksmissionen eine Rekatholisierung in seinem Einflussbereich zu erreichen. Nach vielen Rückschlägen und mehrmaligen Einsätzen der Jesuiten war um die Mitte des 17. Jahrhunderts Mattersburg wieder katholisch. Im Jahre 1660 wurde die bisherige Filiale Forchtenau (mit Wiesen) von Mattersburg losgelöst und wieder selbständige Pfarre.
Neustrukturierung
Nach dem Anschluss des Burgenlandes als selbständiges Bundesland an Österreich war auch eine Neustrukturierung der kirchlichen Verwaltung für das Land notwendig geworden. Wegen des Widerstandes der ehemals zuständigen ungarischen Diözesen, der politischen Verhältnisse in Österreich und der damit verbundenen Dissonanzen mit dem Heiligen Stuhl konnte eine endgültige Lösung des Problems erst mit der Diözesanerhebung im Jahre 1960 erreicht werden. In den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden gleichsam als Impuls und als Vorbereitung für diese neue Zeit in verschiedenen Orten des Landes Katholikentage abgehalten. Am Pfingstmontag des Jahres 1923 fand in Mattersburg ein solcher Katholikentag statt, an dem neben hohen Vertretern aus Politik und Kirche etwa 10.000 Gläubige teilnahmen.