die hoffnung kennt tausendundeine geschichte
ein kleines wunder
die hoffnung kennt tausendundeine geschichte
gegen gewalt
wir brauchen sie alle
martin von tours
ein frommer mann
der den waffenrock ausgezogen
und das schwert weggelegt hatte
reiste nach trier den kaiser zu sehen
er wollte ihm klagen
dass in nordspanien menschen
die man als ketzer ansah
verfolgt wurden
er wurde nicht vorgelassen
er ließ sich nicht abweisen
und blieb drei tage und drei nächte
geduldig und belächelt sitzen
dann stand der schwertlose bettler
vor dem machthaber
als plötzlich der thron zu brennen anfing
und majestät sich erheben musste
dieses feuer das den thron fraß
konnte niemand erklären
es verwirrte viele
und brachte zum nachdenken
es ließ sich nicht löschen
es brennt noch immer
soviel ich weiß
die hoffnung kennt tausendundeine geschichte
gegen gewalt
sie zündelt noch immer
(Dorothee Sölle: aus Loben ohne lügen, Gedichte)