Am 2. Februar begeht die Katholische Kirche den Tag des geweihten Lebens, dieses Jahr bereits zum 26. Mal. Aus diesem Anlass gab es am 30. Jänner 2022 um 15 Uhr in der Basilika Loretto eine Pontifikalvesper mit Bischof Ägidius Zsifkovics und den burgenländischen Ordensleuten.
Bischof Zsifkovics drückte seine große Freude darüber aus, dass er nach langer Zeit wiederum mit den Ordensleuten gemeinsam den Tag des geweihten Lebens feiern konnte. Er zeigte auch auf die gegenwärtige Situation von Kirche und Gesellschaft, die nur wenig Grund zum Feiern gibt und zählte auch die Gründe dazu auf: Spannungen und Konflikte in vielen Teilen der Welt; die tiefe Spaltung der Gesellschaft durch die Pandemie mit ihren wirtschaftlichen, psychischen u. sozialen Folgen; die fortschreitende Säkularisierung der Kirche mit ihren Richtungskämpfen sowie die schreckliche und abscheuliche Geisel des Missbrauchs in und durch Vertreter der Kirche und in der Gesellschaft.
Trotzdem begeht die Kirche jedes Jahr den Tag des geweihten Lebens als einen Tag des Dankes für die Berufung zum Ordensleben, als einen Tag der Erneuerung ihrer Ordensgelübde und besonders auch als einen Tag des Gebetes um neue geistliche Berufungen, die jede Ordensgemeinschaft, unsere Diözese und die ganze Kirche dringend braucht.
Bischof Dr. Zsifkovics erläuterte in einem kurzen geistlichen Wort drei Dinge auf, die am besten das ausdrücken, worum es bei jeder Berufung, auch bei der Ordensberufung geht.
In der Taufe wurden wir alle mit Chrisam-Öl zum Priester, König und Propheten gesalbt.
Die drei Gelübde oder evangelischen Räte – Armut, Gehorsam und Jungfräulichkeit – fügen dem Ordensleben nichts Neues hinzu. Sie haben nur den einen Sinn, das entscheidende Grundgelübde der Ganzhingabe an Gott zu konkretisieren.
Ordensmenschen sind nicht berufen, dies oder jenes zu tun, sondern sie sind viel grundlegender berufen, heute in Welt und Kirche ein prophetisches Zeichen für die Gegenwart Gottes zu sein. Ordenschristen wollen gar nichts Besonderes sein, sondern „einfach“ Christen, die aus der Taufe leben, um exemplarisch Kirche zu sein. Die Salbung zum Priester, König und Propheten bei der Taufe und die Gelübde erinnern daran.
Als Könige sollen wir uns heute für Frieden, Freiheit u. Gerechtigkeit einsetzen. Als Priester sollen wir beten. Als Propheten sollen wir ein Gespür haben für das, was in der Welt geschieht, unseren Mund aufmachen.
Berufung ist das Einbringen der Vielfalt der Charismen der Orden.
In unserer Diözese leben und wirken knapp 140 Ordensfrauen und Ordensmänner in kleinen Gemeinschaften. Ein Drittel der Ordensleute kommt aus anderen Teilen der Welt, das zeigt ein buntes Bild von Weltkirche. Sie bilden kleine „geistliche Oasen“, arbeiten in pastoralen und sozialen Bereichen und leiten auch viele Pfarren.
Das Burgenland ist, um es mit den Worten von P. Voith zu sagen, ein kleines „Ordensland“. Unsere Diözese wurde in der Vergangenheit und wird in der Gegenwart von Ordensgemeinschaften geprägt und ich tue alles dafür, hoffe und bete, dass es auch in Zukunft so bleibt. Das Einbringen der verschiedenen Charismen der Orden aus Taufe, Firmung, Weihe und Profess bereichert und belebt unsere Diözese – denken wir nur an die Spiritualität der Oblaten der Jungfrau Maria, Franziskaner, Zisterzienser und Zisterzienserinnen, Barmherzigen Brüder, Redemptoristen, Vinzentiner, Kalasantiner, Missionare des hl. Franz von Sales, Erlöser-Schwestern, Dienerinnen vom Kinde Jesu, Josefs-Schwestern, Sisters of Charity, Schwestern der Jüngersuche, Klarissinnen und der Gott geweihten Jungfrauen.
Es waren oft die Ordensgemeinschaften und Klosterkirchen, die die stehenden Gewässer der müde gewordenen Pfarren aufrührten, sie mit neuem Leben versorgten, sich die Freiheit herausnahmen, die Taufe konsequent zu leben. Papst Franziskus hat recht, wenn er sagt, Ordensleben ist kein Auslaufmodell – wir brauchen es heute mehr denn je, damit unsere Pfarren nicht austrocknen u. lebendig bleiben.
Berufung heißt auch Provokation und Treue zum geweihten Bund.
Mit dem Gelübde der Armut zeigt Ihr, dass ein Leben in Besitzlosigkeit erfüllen und frei machen kann, weil man nicht alles haben muss. Mit dem Gelübde des Gehorsams zeigt Ihr, dass ein Leben in Machtlosigkeit glücklich machen kann, weil ich nicht Macht über andere haben muss und letztlich radikal abhängig und anhänglich an Gott bin. Mit dem Gelübde der Jungfräulichkeit zeigt Ihr, dass ein Leben in Ehelosigkeit ganz ausfüllen kann, weil ich ganz frei bin, mich ganz an den Willen Gottes binde, ihm meine ganze Liebe und Hingabe schenke.
Der eigentliche Dienst eines Ordenschristen in eheloser Lebensform, den er oder sie der heutigen Welt erweisen kann, besteht darin, dass er oder sie sich durch ewige Gelübde binden, für Gott offen zu sein und durch ihr Dasein den Menschen beweisen, dass Gott wirklich ein ganzes Leben auszufüllen vermag oder wie Theresa von Avila sagt: „Dios basta – Gott allein genügt!“
Am Schluss seiner Predigt dankte der Bischof den Ordenleuten für ihr Glaubenszeugnis, ihren Einsatz in der Diözese und für die Menschen unseres Landes sowie für das Gebet – besonders gratulierte er den Jubilarinnen und Jubilaren dieses Jahres – von ganzem Herzen zum Professjubiläum.