Ökumenischer Gottesdienst zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen
Dienstag, 25. Jänner 2022, 18.30 Uhr
Martinsdom, 7000 Eisenstadt
Zelebranten: Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, Superintendent Robert Jonischkeit
Vom 18. bis 25. Jänner wird weltweit die internationale "Gebetswoche für die Einheit der Christen" begangen. Während dieser Ökumene-Woche kommen Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten.
Mit einer Vesper am 25. Jänner 2022 in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern beschließt Papst Franziskus die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die dieses Jahr unter dem Thema “Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten” (Mt 2, 1-12) steht.
Auf die theologischen Grundlagen der Gebetswoche für die Einheit der Christen hat der Salzburger Ökumene-Experte Prof. Josef Außermair aufmerksam gemacht. In einem auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) veröffentlichten Beitrag erinnerte er in diesem Zusammenhang an den heute weitgehend unbekannten französischen katholischen Priester Paul Couturier (1881-1953), der ab den 1930er-Jahren der zuvor eher vor sich hin dümpelnden Gebetswoche neues Leben einhauchte.
Die Vorgeschichte: Der anglikanische Geistliche Spencer Jones und Lewis Wattson von der amerikanischen Episkopalkirche trugen sich mit dem Gedanken einer Gebetsbewegung für die Aussöhnung der christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Als Frucht ihrer Bemühungen reifte für das Jahr 1908 die Idee einer ökumenischen Gebetswoche, die auf den 18. bis 25. Jänner festgelegt wurde.
Noch im gleichen Jahr trat Wattson allerdings zur Katholischen Kirche über, was für das Schicksal der Gebetswoche folgenschwer war. Außermair: "Die Konversion ihres Mitbegründers ließ Misstrauen aufkommen. So konnte diese Gebetswoche weder in der anglikanischen Gemeinschaft noch in den nichtkatholischen Kirchen und Gemeinschaften Wurzeln schlagen." Aufgrund dieser Ereignisse habe die Gebetswoche in den folgenden Jahren ihr Dasein als eine von vielen katholischen Privatandachten gefristet, die keine Resonanz außerhalb der katholischen Mauern hervorrief.
In der Mitte der 1930er-Jahre änderte sich dies mit Paul Couturier. Schon in den 1920er-Jahren hatte sich Couturier der russischen Emigranten in der Umgebung von Lyon angenommen, was zum ersten Kennenlernen der Orthodoxie führte. Beeinflusst wurde er auch von Desire-Joseph Mercier (1851-1926). Dessen Maxime: "Um sich zu vereinigen, muss man sich lieben, um sich zu lieben, muss man sich kennen, und um sich kennen zulernen, muss einer dem anderen entgegengehen." In Couturier sei die Einsicht gereift, so Prof. Außermair, dass die Weltgebetsoktav nicht mehr in der bisherigen Gesinnung fortgeführt werden könne. Unter anderem müsse jeder Verdacht, Christen anderer Kirchen und Gemeinschaften zu einer "Rückkehr" nach Rom drängen zu wollen, vermieden werden. So griff er zur Feder und legte seine Gedanken im Aufsatz "Zur Psychologie der Weltgebetsoktav" nieder, der auf großes Echo stieß.
Außermair: "Fern von jeder konfessioneller Vermischung war Couturier überzeugt, dass man sich auf der Grundlage eines gemeinsamen Christusglaubens begegnen könne." Größte Bedeutung habe Couturier dem Gebet beigemessen. In seinen Schriften heißt es: "Das Gebet für die Einheit, das aus meinem Herzen aufsteigt, geht über den geistigen Kreislauf des mystischen Leibes Christi hinein in das Gebet meines Bruders, der vielleicht durch den Inhalt seiner Glaubensüberzeugungen weit von mir entfernt ist. Aber wenn er in seinem Leben Gott nähersteht als ich, wird mein armes Gestammel in seinem Gebet die beste Wirksamkeit erreichen."
Die Gebetswoche und damit auch sein Verständnis von Ökumenismus wollte Couturier auf drei Pfeilern ruhen lassen: Eine erste Voraussetzung sei das Schuldbekenntnis, das im Geist der Demut, des Gebetes und der Buße abgelegt wird. Zweitens sollte dieses von den einzelnen Konfessionen eigenständig vollzogene Schuldbekenntnis in eine ökumenische Annäherung einmünden. Drittens dürfe die ökumenische Perspektive in keiner Weise die Unabhängigkeit der verschiedenen Theologien gefährden.
Couturier starb 1953. Seine Gedanken und Überzeugungen fanden aber Eingang in das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanums (verabschiedet am 21. November 1964), so Prof. Außermair. Couturiers ökumenisches Verständnis habe zudem eine starke Rezeption im Ökumenischen Direktorium von 1967, im Direktorium zur Ausübung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus von 1993 sowie in der Enzyklika "Ut unum sint" von Johannes Paul II. gefunden.