Von 5. bis 12. September 2021 wurde in Budapest der 52. Internationale Eucharistische Kongress abgehalten. Der Kongress war für 2020 vorgesehen wurde jedoch auf Grund der Corona Pandemie abgesagt. Zum Abschluss dieses großen weltweiten Ereignisses kam auch Papst Franziskus.
Der beachtenswerte Auftakt fand am Sonntag, 5. September statt. Bei der Festmesse am Heldenplatz in Budapest, welcher Kardinal Angelo Bagnasco, der Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz vorstand, empfingen 1.200 Kinder die Erstkommunion bzw. die Firmung.
Ereignisreich war auch das Programm der nachfolgenden Tage.
Am 8. September, am Fest Mariä Geburt nahm Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics, als offizieller Delegierter der Österreichischen Bischofskonferenz am 52. Internationalen Eucharistischen Kongress teil.
Die Eucharistischen Weltkongresse der Kirche, wie aktuell jener in Budapest, fördern nicht nur das Verständnis für das Sakrament der Eucharistie, sondern sind auch gesellschaftspolitisch von großer Bedeutung. Darauf hat Bischof Zsifkovics hingewiesen. "Eucharistie zwingt uns immer wieder, dass wir die Armen nicht vergessen", sagte der Eisenstädter Bischof im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress (Donnerstag) in der ungarischen Hauptstadt.
Auch in Budapest werde diese gesellschaftspolitische Note symbolhaft deutlich, sagte der Bischof. Zum einen handle es sich um eine Weltveranstaltung mit zahlreichen internationalen Teilnehmern. "Man schließt sich also nicht ab, sondern öffnet sich", so Zsifkovics. Dass zum Auftakt des Kongresses 1.200 Kinder die Erstkommunion empfingen, habe wiederum das Zeichen gesetzt, "dass die Zukunft unserer Kirche und Welt die Kinder sind". Und auch die von der Kirche in Ungarn zum Start des Kongresses landesweit organisierte Armenausspeisung verdeutliche dessen soziale Dimension.
Dass Abendmahl und Fußwaschung zusammengehören, betonte Bischof Zsifkovics auch am Mittwochabend bei einer deutschsprachigen Messe in Budapest im Rahmen des Weltkongresses. "Wer die Eucharistie empfängt, der verpflichtet sich gleichsam zum Dienst am Nächsten, vor allem an den Armen, an den Kleinen, an den Schwachen und Notleidenden", sagte der Eisenstädter Bischof bei dem Gottesdienst mit einigen Hundert Gläubigen in der Szent-Imre-Basilika.
In der heutigen Gesellschaft, gespalten und weltweit gezeichnet von der Pandemie, müssten Christen Gottes Gegenwart in der Eucharistie auch im Alltag wieder leben. "Die Gleichgültigkeit Gott gegenüber macht auch den Menschen gegenüber gleichgültig - schauen wir deshalb wieder auf die Eucharistie, vor allem in der Anbetung", rief Zsifkovics auf: "Eucharistie heißt: Gott ist mit Dir."
Ohne Eucharistie würden Christen letztlich "verdursten", warnte der Bischof, denn alles Reden über Eucharistie sei "begrenzt": "Eucharistie müssen wir leben, feiern und empfangen. Ohne Tabernakel, ohne die Gegenwart Gottes in unseren Kirchen würden diese zu frommen Veranstaltungsräumen und Museen umfunktioniert werden. Das Heilige, die Mitte der Kirche, das Herzstück, wäre genommen."
Zum Marienfest Mariä Geburt nahm der Eisenstädter Bischof in seiner Predigt auch auf die Gottesmutter Bezug. "Maria lehrt uns Christen, unsere Berufung als Getaufte ernst zu nehmen", sagte Zsifkovics. Dazu gehöre, nicht an der Not anderer vorüberzugehen, sondern wie der Barmherzige Samariter zu handeln. "Hab Mitleid, hilf, auch wenn der andere ein Fremder, Heimatloser, Verfolgter, ein Mensch auf der Flucht ist", sagte der Bischof. Eine Kirche, die als Säulen auf Maria und Christus in der Eucharistie schaue, habe Zukunft.
Das Programm des Eucharistischen Weltkongresses sah am Mittwoch keinen der sonst täglich stattfindenden zentralen Gottesdienste mit den Kongressteilnehmern vor. Stattdessen wurden in elf Budapester Pfarrkirchen Messen in verschiedenen Sprachen angeboten.
Am 11. September sprach Patriarch Bartholomaios beim Eucharistischen Weltkongress. Er rief zur Einheit von Ost- und Westkirche und zum gemeinsamen Einsatz für die Schöpfung und die Achtung der Menschenrechte hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios auf.
Am Samstagnachmittag fand ein Gottesdienst auf dem Kossuth-Platz vor dem Parlament stattfand. Im Anschluss an den Gottesdienst zogen tausende Gläubige aus aller Welt in einer nächtlichen Prozession über den breiten Boulevard der Andrassy-Straße zum Heldenplatz, "um der Stadt und der Welt das Wunder der Gegenwart Jesu zu verkünden und ihn um seinen Segen zu bitten", wie Kardinal Erdö sagte.
Am 12. September endete der 52. Eucharistische Weltkongress beim Abschlussgottesdienst mit Papst Franziskus am Budapester Heldenpatz. Nach der Ankunft und Begrüßung am Flughafen von Budapest traf er mit Staatspräsident Janos Ader und Ministerpräsident Viktor Orban zusammen im Museum der Schönen Künste zusammen. Dort traf Papst Franziskus auch Ungarns katholische Bischöfe sowie anschließend Vertreter anderer Kirchen sowie jüdischer Gemeinden.
Die katholischen Bischöfe Ungarns rief der Papst eindringlich zu Öffnung und Dialog auf sowie dazu eine prophetische Stimme zu sein. Die Kirche muss Vorbild für die gesamte ungarische Gesellschaft sein. Angesichts kultureller, ethnischer, politischer und religiöser Unterschiede gebe es zwei Haltungen: "Entweder verschließen wir uns in einer starren Verteidigung unserer sogenannten Identität, oder wir öffnen uns für die Begegnung mit dem Anderen und kultivieren gemeinsam den Traum einer geschwisterlichen Gesellschaft."
Ausdrücklich würdigte der Papst das "unerschütterliche Glaubenszeugnis" der Kirche in Ungarn und ihrer Märtyrer im 20. Jahrhundert. Heute, im Übergang von der kommunistischen Diktatur zur wiedergefundenen Freiheit, finde die Kirche sich aber in einer Zeit der Gegensätze. Dabei gebe es auch etliche soziale Probleme "in einem Umfeld, in dem sich die Demokratie noch festigen muss".
Die Kirche müsse Vorbild für die gesamte ungarische Gesellschaft sein. Als Hirten müssten die Bischöfe "dem Volk klarmachen, dass christliche Tradition keine Ansammlung von Dingen oder Worten ist", so Franziskus mit einem Zitat Benedikts XVI. Das Bischofsamt diene nicht dazu, "eine Botschaft der Vergangenheit zu wiederholen, sondern ist prophetische Stimme der immerwährenden Aktualität des Evangeliums" heute.
Gleichzeitig warnte der Papst die Kirche davor, sich angesichts der auch in Ungarn zunehmenden Säkularisierung mit der bürokratischen Verwaltung von Strukturen und der "Suche nach Privilegien und Vorurteilen" zu befassen. Stattdessen sollten die Bischöfe Hoffnung vermitteln in der "beruhigenden Gewissheit, dass Gott Barmherzigkeit ist".
Gut 100.000 Menschen nahmen an der Abschlussmesse des 52. Eucharistischen Weltkongresses in Budapest teil. Zu Beginn der Messe griff der ungarische Primas Kardinal Peter Erdö die Impulse des Papstes zu Dialog und Versöhnung auf. "Wir fühlen uns dazu berufen, Brücken zwischen Ost und West, zwischen verschiedenen kulturellen und religiösen Welten und zwischen verschiedenen Nationen zu schlagen", sagte Erdö.
Die Logik des christlichen Glaubens widerspreche der Logik der Welt, so der Papst unter Verweis auf den Evangeliumstext des Sonntags: "Auch wir würden lieber einen mächtigen Messias haben als einen gekreuzigten Knecht. Die Eucharistie steht vor uns, um uns zu erinnern, wer Gott ist. Sie tut es nicht in Worten, sondern konkret, indem sie uns Gott als gebrochenes Brot, als gekreuzigte und dargebrachte Liebe zeigt." Man könne im Gottesdienst viel Zeremonie hinzufügen, "aber der Herr bleibt dort in der Einfachheit eines Brotes, das sich brechen, verteilen und essen lässt. Um uns zu retten, macht er sich zum Diener; um uns Leben zu geben, stirbt er."
Die Frage von Jesus an Petrus, "Wer bin ich für dich?", treffe heute jeden. Sie erfordere aber "nicht nur eine genaue Antwort aus dem Katechismus", sondern "eine persönliche Antwort des Lebens". Es gehe darum, von der bloßen Bewunderung für Jesus zur Nachahmung zu kommen. Dabei müsse klar sein: "Das Kreuz war nie in Mode", so der Papst.
Im Anschluss an den Gottesdienst betete der Papst mit den Gläubigen das Angelusgebet. Am Nachmittag reiste er weiter in die Slowakei.