Mit einem Festgottesdienst am Donnerstag, den 17. Juni im Wiener Stephansdom hat die Caritas ihr 100-jähriges Bestehen in Österreich gefeiert. Dem Gottesdienst standen u.a. Kardinal Christoph Schönborn, Caritas- Bischof Benno Elbs und Caritas-Präsident Michael Landau vor. "Ich bin froh und dankbar, dass wir in Österreich eine so lebendige, tatkräftige und vielseitig engagierte Caritas haben", so Kardinal Schönborn in seinen Begrüßungsworten. Wie wichtig dieser Einsatz sei, "wird gerade auch jetzt in der Krise deutlich".
Mit ihrem Dienst am Nächsten und der Sorge um notleidende Menschen erfülle die Caritas einen Kernauftrag des Evangeliums, so Schönborn: "Ihr Auftrag muss es sein, Gesellschaft zum Positiven zu verändern - aber nicht auf Seite irgendeiner politischen Partei, sondern an der Seite der Armen." Er danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor allem den unzähligen Ehrenamtlichen, "für ihren unverzichtbaren Einsatz für Menschen, die unsere Unterstützung dringend brauchen, in Österreich und weltweit", so der Kardinal.
Mit Schönborn, Elbs und Landau konzelebrierten auch die Bischöfe Hermann Glettler, Josef Marketz und Franz Scharl. An der Feier nahmen außerdem die früheren Caritas-Präsidenten Franz Küberl sowie Helmut Schüller teil. Caritas- Delegationen aus allen Diözesen waren nach Wien gekommen und gestalteten den Gottesdienst mit. Für die musikalische Gestaltung war beispielsweise das Ensemble Carmina, bestehend aus Mitarbeitern der Caritas Salzburg, verantwortlich.
Auch die Politik war im Stephansdom prominent vertreten. So feierten die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Außenminister Alexander Schallenberg, Umweltministerin Leonore Gewessler und EU-Ministerin Karoline Edtstadler mit. Dazu kamen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft bzw. von Sponsoren der Caritas.
Barmherzigkeit sei heute nicht unbedingt in Mode, so Bischof Elbs in seiner Predigt. Die heutige Gesellschaft scheine eher zu sagen: "Ich muss mir meine Rechte einfordern. Ich poche auf das, was mir gesetzlich zusteht." Freilich: "Allein durch das Einfordern der eigenen Ansprüche wird unsere Welt nicht menschlicher, und wohl auch nicht gerechter." Ohne Barmherzigkeit, Mitgefühl und Liebe sei kein Staat zu machen, der Menschenwürde und Menschenrechte großschreibt. Das Problem sei nur: "Gerechtigkeit kann man einfordern. Barmherzigkeit nicht. Gerechtes Handeln ist eine Pflicht, barmherziges Handeln hingegen ist nirgends als Pflicht festgeschrieben." "Für die Gerechtigkeit sind Rechtsanwälte, Richter und Verteidiger zuständig. Wer aber ist für die Barmherzigkeit zuständig?", so die Frage des Bischofs.
Die Antwort: "Die Beziehung zu den Armen dürfen wir nicht delegieren." Für Barmherzigkeit sei jeder persönlich zuständig und verantwortlich.
Ein Blick auf die Geschichte der Caritas mache deutlich, dass ihre Arbeit einen wesentlichen Unterschied ausmache. "Gemeinsam haben unsere Vorfahren viele Krisen gemeistert. Und auch wir können das", zeigte sich der Bischof überzeugt.
Dabei gehe es in der Arbeit der Caritas nicht nur um individuelle Hilfe, sondern auch darum, "den wachen Blick auf die dahinter- liegenden sozialen Strukturen zu haben". Oder anders ausgedrückt: "Not sehen und handeln; gleichzeitig mahnen und unablässig auf die Gründe und Ursachen der Not hinweisen; an der Ursachenbekämpfung mithelfen und das demütig und bescheiden.
Abschließend appellierte der Bischof an die Verantwortlichen in der Caritas aber auch darüber hinaus: "Bemühen wir uns, persönlich und als Organisation um den Blick Jesu für die immer drängender werdenden Phänomene der Einsamkeit, für den großen Bereich der Pflege, für die ökologischen Folgen der Klimakrise, wie auch für die vielen sozialen Folgen der Pandemie und vieles, vieles mehr."
Caritas-Präsident Michael Landau zitierte in seinen Dankesworten Papst Franziskus: "Die Armen müssen umarmt, nicht gezählt werden." Caritas sei zuallererst "ein Dienst von Mensch zu Mensch, von Gesicht zu Gesicht"; rund um die Uhr, an vielen Orten, in Österreich, Europa und rund um die Welt.