Als Videokonferenz hielten die österreichischen Bischöfe von 8. bis 11. März 2021 ihre Frühjahrsvollversammlung ab. Grund dafür war eine Corona-Infektion im Umfeld von Erzbischof Franz Lackner.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hatte sich daraufhin in Selbstisolation begeben.
Eröffnet wurde die Videokonferenz am Montag, 8. März mit einem Studiennachmittag zum Thema Menschenhandel, der vom Wiener Weihbischof Franz Scharl inhaltlich vorbereitet wurde. Weitere Themen der Beratungen waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das kirchliche Leben, die Seelsorge und Hilfsangebot, sowie aktuelle gesellschaftliche Fragen in Österreich und der Welt. Zum Abschluss wurden folgende Presseerklärungen abgegeben:
1. Ein Jahr Pandemie - Mit Wertschätzung und im österlichen Geist leben:
Die Bischöfe danken allen, "die im vergangenen Jahr einen Beitrag zur Überwindung der Pandemie geleistet haben und dies immer noch tun". Weiters erinnern die Bischöfe daran, "dass wir alle Verantwortung übernehmen müssen und im Dienst an der Gemeinschaft zur Verwirklichung einer 'geistvollen Normalität' beitragen können." Dazu zähle u.a. als "logische Empfehlungen" die Teilnahme am staatlichen Impfprogramm und die weitere Einhaltung der Hygienevorschriften.
2. Beistand und Schutz am Lebensende:
Durch die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH), das Verbot der Beihilfe zur Selbsttötung aufzuheben, "ist das unbedingte Ja zum Leben in Frage gestellt". Die österreichischen Bischöfe sehen auch das Vertrauen darauf erschüttert, dass menschliches Leben auch in dessen letzter Phase "rechtlich geschützt und unantastbar ist". Der Gesetzgeber sei nun gefordert, bei der Umsetzung der VfGH-Vorgaben eine "lebensgefährliche Dynamik zu verhindern, die bisher in allen Ländern eingetreten ist, wo der unbedingte Schutz des Lebens gelockert wurde".
3. Ein "Jahr der Familie" als Chance:
Österreichs Bischofskonferenz hat die tragende Rolle der Familie in der Gesellschaft hervorgehoben, welche die Corona-Pandemie eindrucksvoll vor Augen geführt habe. "Familien waren nicht im Lockdown. Im Gegenteil, sie mussten funktionieren, weil sie als kleinste, pulsierende Zellen unserer Gesellschaft systemrelevant sind", betonen die Bischöfe zum Abschluss ihrer Frühjahrs-Vollversammlung. Sie setzen sich darin für bessere Rahmenbedingungen für Familien in Österreich ein und kündigen eine verstärkte Einbindung der Familien auch im kirchlichen Geschehen an. Mehr Familien-Wertschätzung sei das Ziel im am 19. März beginnenden "Jahr der Familie".
4. Gemeinsam gegen Menschenhandel:
Die Bischöfe haben zum verstärkten Kampf gegen den Menschenhandel aufgerufen. Menschenhandel sei eine "moderne Form der Sklaverei" und eine "Schande für die Menschheit". Mit dem vom Papst eingeführten "Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel" wolle die Kirche das Bewusstsein für diese himmelschreiende Sünde schärfen und gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Kräften dagegen vorgehen.
5. Hilfe für Menschen auf der Flucht:
Die österreichischen Bischöfe betonen, dass ein menschenwürdiges Leben in Sicherheit nicht selbstverständlich ist. Der österreichischen Bundesregierung zollen die Bischöfe Lob für ihre konkreten Hilfsmaßnahmen zugunsten von Heimatvertriebenen in Nordsyrien, in Griechenland oder in Bosnien-Herzegowina. Zugleich erneuern die Bischöfe ihren Appell, angesichts der dramatischen Zustände auf den griechischen Ägäis-Inseln zusätzlich schutzbedürftige Familien mit kleinen Kindern und unbestrittenen Fluchtgründen in Österreich aufzunehmen.
6. "Ein Dach für Kroatien":
Österreichs Bischöfe haben „Personen und Institutionen“ eingeladen, sich bei der Hilfe für die Erdbebenopfer in Kroatien zu beteiligen. In den Tagen nach Weihnachten hatte in Kroatien eine Serie von Erdbeben rund 50.000 Häuser beschädigt oder zerstört und damit Tausende obdachlos gemacht. Betroffen davon ist hauptsächlich die wirtschaftlich schwache Region Banovina. Große Hilfe komme schon aus Österreich, sei es von den kroatischen Gemeinden in den Diözesen, der Caritas oder beispielsweise der Salzburger Organisation "Bauern helfen Bauern". Die österreichischen Bischöfe sind dankbar für die großzügige Hilfsbereitschaft vieler und begrüßen die Hilfsaktion "Ein Dach für Kroatien" der Diözese Eisenstadt.
7.Papst Franziskus im Irak - Ein Auftrag auch an Österreich:
Nach dem Irak-Besuch des Papstes ruft die Österreichische Bischofskonferenz zu verstärkter Hilfe für die Menschen im Zweistromland auf. Franziskus sei als "Pilger des Friedens" in den Irak gereist und habe "ein überzeugendes Zeichen für Versöhnung zwischen den Religionen und Völkern gesetzt". Der Papst habe "die Augen und Herzen vieler Menschen im Irak und weltweit geöffnet und die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben gestärkt". Daran gelte es nun auch mit Unterstützung aus Österreich weiterzuarbeiten. So müsse sich die österreichische Politik bilateral wie auch im Rahmen der Europäischen Union für Frieden, politische Reformen und faire Wirtschaftsbeziehungen in und mit dem Nahen Osten einsetzen.
8. Zuständigkeiten in der Bischofskonferenz:
Die Österreichische Bischofskonferenz hat bei ihrer Vollversammlung die Zuständigkeiten unter den Bischöfen für die nächsten fünf Jahre vergeben und teilweise neu geordnet. Dabei hat Diözesanbischof Josef Marketz das neu geschaffene Referat "Umwelt und Nachhaltigkeit" übernommen.