Als Ende Dezember 2020 ein starkes Erdbeben Kroatien erschütterte, war das neben der Corona-Epidemie das Tagesthema. Auch im Burgenland waren die Ausläufer des Bebens merklich spürbar. In Berichten war über wackelnde Luster, herabfallende Christbaumkugeln und klirrende Gläser zu lesen. Später kamen dann Meldungen über das verheerende Ausmaß wie eingestürzte Häuser, obdachlose Menschen, verletzte und tote Menschen. Bilder wie diese sieht man leider immer wieder, sie geraten aber schnell in Vergessenheit und Tagesthemen beherrschen wieder den Alltag.
Nicht so in Oslip und in weiterer Folge bei den Feuerwehren des Bezirkes Eisenstadt. Feuerwehrkommandant Harald Nakovich und Bürgermeister Stefan Bubich wollten vor Ort helfen und organisierten eine Spendensammelaktion für die Erdbebenopfer in Kroatien. Nach dem ersten Aufruf der Osliper Feuerwehr auf facebook schlossen sich weitere sieben Feuerwehren der Sammelaktion an und viele weitere Feuerwehren unterstützten die Aktion mit Spendenaufrufen oder mit ihren Transportmitteln.
Über mehrere Tage wurde bei den Feuerwehren gesammelt. Die Spendenbereitschaft der Privatpersonen und Firmen war überwältigend. Das ging so weit, dass das Organisatorenteam weitere Feuerwehren, die mitmachen wollten, bitten musste, sich eventuell an einer anderen Aktion zu einem späteren Zeitpunkt zu beteiligen, da die Kapazitäten (Organisation, Logistik, Transport) ausgelastet waren.
Am 10. Jänner 2021 ging es dann los. Fünfzig Feuerwehrfrauen und -männer machten sich mit 20 Fahrzeugen um 02:00 Uhr in der Nacht auf den Weg.
Wir transportierten 150 Paletten gefüllt mit rund 90 Tonnen Hilfsgütern Richtung Kroatien und kamen pünktlich um 10:00 Uhr in Siska an. Auf dem Weg dorthin gab es Unterstützung durch die Polizei. So konnte der Hilfskonvoi rasch, und ohne bei Ampeln etc. auseinandergerissen zu werden, vorankommen.
Schon während der Anfahrt in die Nähe des Krisengebietes konnten wir erkennen, dass es die Menschen hier, auch ohne Erdbeben, alles andere als leicht haben. Alte Ziegelhäuser, kaputte Gehsteige, verwahrloste Gärten und vermutlich noch vom Krieg zerstörte Gebäude säumten unseren Weg. Der direkte Kontakt von Ante Prgic (ein Kroate, der in Bruckneudorf lebt) zu den Menschen im Erbebengebiet half uns sehr und so kamen unsere Hilfsgüter genau dort an, wo sie am dringendsten benötigt wurden. Die Paletten unserer drei großen Lastwägen (Fa. Zarits, Fa. Dobrovits und Fa. Kampel) wurden sofort im großen Lager in Siska abgeladen. Wir konnten uns in diesem Lager auch davon überzeugen, dass die Spenden sofort sortiert und an die bedürftigen Menschen ausgegeben wurden. Der Lastwagen der Feuerwehr Wulkaprodersdorf brachte 10 Tonnen Hundefutter in ein Tierheim für Hunde, das sich auch in Sisak befindet.
Die Feuerwehr Trausdorf sammelte unter anderem Notstromaggregate und konnte diese ihrer Partnerfeuerwehr Crikvenica, die sich im Krisengebiet in Petrinja im Einsatz befand, übergeben. Die weiteren Fahrzeuge brachten ihre Güter in das 58 km entfernte Topusko. Dort war ursprünglich geplant, dass unsere Paletten im Turnsaal der Gemeinde abgeladen werden. Da hat uns jedoch ein Nachbeben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgrund dieses Bebens war am Vortag ein Flüchtlingsquartier eingestürzt und die Flüchtlinge wurden kurzfristig in der Schule untergebracht. Daher wurde innerhalb kürzester Zeit eine andere Lösung gefunden. Die DorfbewohnerInnen räumten einfach ihre Garagen oder andere überdachte Räumlichkeiten aus und wir konnten dort unsere wertvolle Fracht abladen. Einheimische begleiteten uns zu den Häusern, wo schon mehrere Menschen auf uns warteten und beim Abladen halfen.
Die ganze Aktion fand natürlich unter Einhaltung strenger Covid-Maßnahmen statt. So mussten wir leider auch die Angebote der Bevölkerung auf Essen und Getränke ablehnen, was für die gastfreundlichen Kroaten nicht so leicht zu verstehen war, aber was sie natürlich schweren Herzens akzeptierten.
Gegen 14:00 Uhr machten wir uns dann auf den Rückweg. Trotz des mittlerweile starken Schneefalls konnten wir unseren Zeitplan einhalten und kamen gegen 21:30 Uhr müde aber glücklich in unseren Ortschaften an.
Abschließend kann gesagt werden, dass es für alle Beteiligten eine einzigartige und menschlich sehr berührende Hilfsaktion war. Es hat auch gezeigt, dass man sich auf die Feuerwehr und ihre Werte wie Kameradschaft und Hilfsbereitschaft auch in schwierigen Zeiten verlassen kann. Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr.
Feuerwehren, die gesammelt haben: Oslip, Trausdorf, St. Margarethen, Mörbisch, Rust, Zillingtal, Siegendorf und Wulkaprodersdorf, Steinbrunn, Eisenstadt, Hornstein, Neufeld und Bruckneudorf
Firmen, die mit ihren Lastwägen und Fahrern mitfuhren: Fa. Zarits Wulkaprodersdorf, Fa. Dobrovits Wulkaprodersdorf und Fa. Kampel Bruckneudorf
BR Günter Prünner, MSc
2. Bezirksfeuerwehrkommandant-Stellvertreter
Referent für Öffentlichkeitsarbeit