Vor nunmehr fünf Jahren starb Univ.-Prof. DDr. Valentin Zsifkovits. Der Sozialethiker Zsifkovits, geboren in Stinatz 1933, hat maßgebliche Schritte in der Ethik des Friedens und in der katholischen Soziallehre gesetzt. Gerade angesichts der heutigen Situation in Politik, Gesellschaft und Kirche wird das Fehlen seiner engagierten Wortmeldungen in Wort und Schrift schmerzlich bewusst. Er war einer, der verschiedene Bereiche „zusammendenken“ konnte und so aus Beengungen herauszuführen verstand.
In einer Gedenkfeier am Freitag, dem 10. Mai 2025, wurde in der Pfarrkirche von Stinatz des großen Sozialethikers und Priesters in einem Gottesdienst gedacht. Die Messe wurde in Vertretung von Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics von Pater Stefan Vukits im Beisein von Pfarrmoderator Mag. theol. Marko Zadravec und anderen Priestern zelebriert. Auch ein Kreis ehemaliger Mitarbeiter, Schüler und Mitträgerinnen und Mitträger der Ideen des Verstorbenen hatte sich eingefunden. Zur Eröffnung ging Bürgermeister Mag. Andreas Grandits auf die Weltoffenheit von Valentin Zsifkovits ein und vermisste die Gespräche mit ihm, die ihm eine wichtige Orientierung bedeutet hätten. Aus dem umfangreichen Schrifttum des vor fünf Jahren Verstorbenen schöpfe er heute noch Kraft für seine Arbeit.
In seiner Predigt ging Pater Stefan Vukits besonders auf die wegweisenden Arbeiten von Prof. Zsifkovits in Bezug auf den Frieden ein. Er, der mit dem Buch „Der Friede als Wert“, seiner Habilitationsschrift, für die Friedensforschung wegweisend geworden war, hätte heute vieles zur politischen Situation, die von Krieg geprägt ist, zu sagen. Dabei wies Pater Stefan besonders auf die Beziehungen des Friedens zu Fundamenten wie Freiheit, Gerechtigkeit oder Wahrheit hin, Werten, mit denen Zsifkovits den Frieden in einem umfassenden Wertgefüge verankerte und so Frieden nicht nur als politischen Begriff, sondern als Lebensweise fasste. Mit der Bezugnahme auf die Prinzipien der katholischen Soziallehre wies er auf die gesellschaftliche Aufgabe der Kirche in der heutigen Situation hin.
In einer kurzen Stellungnahme zeigte Univ.-Prof. Dr. Leopold Neuhold die Verankerung seines Vorgängers am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre der Universität Graz und seines Lehrers in der Lehre des II. Vatikanischen Konzils und hier insbesondere in der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes auf. In diesem wichtigen Dokument macht das Konzil in der Nummer 76 darauf aufmerksam, dass die Kirche „Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person“ ist und sich so leidenschaftlich für den Menschen, und zwar für alle Menschen, einsetzen muss. „Immer und überall aber nimmt sie das Recht in Anspruch, in wahrer Freiheit den Glauben zu verkünden, ihre Soziallehre kundzumachen, ihren Auftrag unter den Menschen unbehindert zu erfüllen und auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen.“
Diesen Auftrag habe Zsifkovits für sich ernst genommen. In Ausrichtung auf den Ganzheitsgrundsatz, der den Menschen als ganzen sieht und diesen in den Mittelpunkt stellt, wirkte der Sozialethiker Zsifkovits der Verkürzung von „Der Mensch als Mittelpunkt!“ auf „Der Mensch als Mittel! Punkt“ entgegen, indem er sich leidenschaftlich besonders für die Armen einsetzte. Dabei habe der studierte Sozialwissenschaftler und Theologe auf die Ergebnisse der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wie auch der Politikwissenschaft aufgebaut, um den Menschen wirklich zu helfen und nicht Scheinlösungen, gegen die er sich vehement gewendet habe, auf den Leim zu gehen. In Ausrichtung auf Toleranz habe er die Meinungen anderer respektiert, gerade auch wenn er sich mit Argumenten gegen die von ihm als problematisch eingestuften Lösungen wandte. So habe er Bleibendes für die katholische Soziallehre geschaffen, gerade auch in seiner Existenz als Priester, der im Verweis auf und in Beziehung zu Gott Perspektiven eröffnet habe.
Im Anschluss an den Gottesdienst lud Pfarrmoderator Mag. Marko Zadravec, der selbst Mitarbeiter von Prof. Stjepan Baloban in Zagreb war und so der katholischen Soziallehre verbunden ist, mit Christine Schaffler, die seine Haushälterin war und Valentin Zsifkovits in seinen letzten Jahren gepflegt hatte, zu einem Treffen ins Gasthaus ein. Dort wurde in vielen Gesprächen des vor fünf Jahren Verstorbenen gedacht, und es wurden auch Pläne für ein Symposion, das Werk und die Person von Zsifkovits betreffend, geschmiedet. Es ist nur zu wünschen, dass das Werk von Zsifkovits für die Zukunft fruchtbar gemacht wird.
Foto: Marko Zadrovec