Landesrat Schneemann: Gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet – Pflegekräfte aus Indien für das Burgenland
Das Land Burgenland, die Diözese Eisenstadt sowie ihre indische Partnerdiözese Kanjirapally verbindet seit langer Zeit eine gute Zusammenarbeit. Daraus entstand die Idee, im Bereich der Pflege die Kräfte zu bündeln. Landesrat Leonhard Schneemann, der Bischof der indischen Diözese Kanjirapally, Jose Pulickal, und der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics unterzeichneten heute, Mittwoch, im Landhaus in Eisenstadt eine gemeinsame Absichtserklärung. „Das Burgenland hat sich in den vergangenen Jahren als ein Leuchtturm im Bereich der Pflege in Österreich positioniert. Die demografische Entwicklung und der daraus resultierende Pflegebedarf stellen uns dennoch vor eine enorme Aufgabe. Laut Prognosen ist bis zum Jahr 2030, trotz intensiver Ausbildungsaktivitäten im Burgenland selbst, mit einem zusätzlichen Bedarf von rund 1.750 Pflegekräften zu rechnen. Unsere bisherigen Anstrengungen im Bereich der Ausbildung, so wichtig sie auch sind, werden allein nicht ausreichen, um diesem Bedarf zu begegnen. Daher müssen wir unseren Blick weiten und neue Lösungsansätze finden. Einer dieser Ansätze ist die internationale Kooperation zur Rekrutierung von qualifizierten Pflegekräften“, betonte Landesrat Schneemann anlässlich der Unterzeichnung.
„Im Burgenland haben wir nicht nur reagiert, sondern proaktiv Maßnahmen ergriffen, um den Herausforderungen im Pflegebereich mit innovativen Lösungen zu begegnen. Das Burgenland ist beispielsweise das einzige Bundesland, das seit Oktober 2019 das Angebot macht, sich als Betreuungsperson von pflegebedürftigen Angehörigen oder Vertrauenspersonen bei der Pflegeservice Burgenland GmbH anstellen zu lassen“, hob Schneemann hervor. Dies ermöglicht eine professionelle und gleichzeitig persönliche Betreuung zu Hause, wo pflegebedürftige Menschen in einer vertrauten Umgebung bleiben können. „Auch unsere Initiativen zur Pflegeausbildung sind ein klares Bekenntnis zu diesem Weg, zeigen sie doch, dass wir bereit sind, in die Zukunft unseres Landes zu investieren“, so der Landesrat.
„Heute stehen wir an einem Wendepunkt in der Geschichte der Pflege im Burgenland. Wir haben uns der Herausforderung gestellt, innovative Wege zu gehen, um den wachsenden Bedarf an Pflegepersonal zu decken und die Qualität der Pflege für unsere Bürgerinnen und Bürger zu sichern. Unsere Entscheidung, mit der Diözese Kanjirapally in Indien zusammenzuarbeiten, ist das Ergebnis eingehender Überlegungen und intensiver Gespräche. Diese Partnerschaft basiert auf gegenseitigem Respekt und dem gemeinsamen Ziel, die Pflegequalität für die Menschen im Burgenland zu sichern und zu verbessern“, hob Schneemann hervor.
Der nächste Schritt in dieser Kooperation ist die Unterzeichnung eines Letter of Intent, einer Absichtserklärung, die den Rahmen für die Zusammenarbeit absteckt. „Diese Absichtserklärung ist mehr als ein formales Dokument. Sie ist ein Symbol für unsere Entschlossenheit, neue Wege zu gehen, und für unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Pflege im Burgenland“, stellte der Landesrat fest.
Die Bedeutung dieser Kooperation könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Indem wir bis zu 50 vollausgebildete indische Pflegekräfte pro Jahr ins Burgenland holen, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Deckung unseres Bedarfs“, so Schneemann. „Diese Pflegekräfte bringen nicht nur ihre fundierten Fachkenntnisse mit, sondern auch ihre kulturellen Perspektiven, die unser Pflegesystem bereichern werden.“
„Zwischen der Diözese Eisenstadt und der südindischen Diözese Kanjirapally besteht seit über 40 Jahren eine Partnerschaft, die vom damaligen Bischof DDr. Stefan László initiiert wurde. Diese Partnerschaft besteht in gegenseitigem Geben und Nehmen, Priester aus dieser Diözese sind in verschiedenen burgenländischen Pfarren im Einsatz. Die Partnerdiözese in Indien leitet eine eigene Ausbildungsstätte für Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, die auch durch Spenden der burgenländischen Bevölkerung mitfinanziert werden konnte. Nun sollen ausgebildete Pflegekräfte aus Indien im Burgenland eingesetzt werden, kranke und pflegebedürftige Menschen in unserer Heimat betreuen – ein Projekt, das hoffentlich eine gute Zukunft schreibt“, so Bischof Ägidius Zsifkovics.
„Ich freue mich darauf, dass eine tief fundierte Partnerschaft, die 43 Jahre lang gewachsen ist, zu einer neuen Ebene kommt. Wir, die Diözese Kanjirapally, sind sehr dankbar für die langjährige Unterstützung und Partnerschaft, die wir von der Diözese Eisenstadt und dem Land Burgenland erhalten haben. Doch zu einer richtigen Partnerschaft gehört auch ein Geben, nicht nur ein Nehmen. So freuen wir uns, dass wir auch auf verschiedenen Ebenen die Diözese Eisenstadt und das Land Burgenland unterstützen können, besonders in den Bereichen der Seelsorge und des Gesundheitswesens“, betonte Bischof Jose Pulickal. „Wir können versichern, dass wir gut ausgebildete Krankenpflegekräfte senden, die ihre Arbeit als Berufung sehen und sie mit vollem Herzen ausüben werden. Ich bin mir sicher, dass die Krankenpflegekräfte, die aus Kerala hierherkommen, gut aufgenommen und integriert werden. Sie werden mit Sicherheit für Burgenland eine große Bereicherung sein. Ich freue mich auf eine gute Partnerschaft, die immer weiter wächst und für beide Seiten immer neue Früchte bringt“, so Bischof Pulickal.
Ein zentrales Element der Zusammenarbeit ist die Förderung der deutschen Sprachkenntnisse schon im Vorhinein. Man sei sich der Herausforderungen bewusst, die mit der Integration in ein neues Land und ein neues Gesundheitssystem verbunden sind. Deshalb lege man großen Wert auf eine umfassende sprachliche, fachliche und kulturelle Vorbereitung, sodass die neuen Pflegekräfte aus Indien sofort mit der Arbeit in der Pflege beginnen können, erläuterte der Landesrat.
„Diese Kooperation ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung. Sie zeigt, dass wir bereit sind, innovative Lösungen zu suchen und umzusetzen, um die Pflege im Burgenland für die kommenden Generationen zu sichern“, betonte Schneemann und fügte hinzu: „Ich bin stolz darauf, dass wir im Burgenland solche innovativen Modelle entwickeln und umsetzen. Sie sind ein Beleg für unseren Willen und unsere Fähigkeit, die Pflege im Burgenland zukunftsfähig zu gestalten.“
Fotos: Franz Josef Rupprecht