Trotz aller Schwächen und Probleme gibt es zur EU kein besseres Modell für Europa, „um Fortschritt, Freiheit und Frieden zu erhalten", hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics am 20. Februar im Rahmen eines Brüssel-Besuches hervorgehoben.
Eindringlich warnte er zugleich davor, Europa den Populisten, Ideologen und Besserwissern zu überlassen. Vielmehr gelte es im Blick auf die bevorstehenden Europawahlen alle „vernünftigen Kräfte der Mitte“ zu sammeln, um gemeinsam an Europa weiterzubauen. Zsifkovics äußerte sich im Rahmen eines gemeinsamen Besuchs mit österreichischen Medienschaffenden in Brüssel.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen warnte der Bischof der Diözese Eisenstadt vor Abgrenzungen und dem Rückzug auf die eigene Nationalstaatlichkeit. Fremdenhass nach dem Motto „Wir zuerst“, sowie Wut und Kritik auf die EU und ihre Institutionen brächten keine Lösungen, sondern würden ganz im Gegenteil einen Rückfall in längst überwundene Zeiten bedeuten. Es gelte vielmehr, in einer aus unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Konfessionen und Religionen zusammengesetzten EU, zu leben und diese zu verteidigen.
Der Leitspruch der EU laute „In Vielfalt geeint“.
Zsifkovics unterstrich die gemeinsamen Werte der EU: Freiheit, Frieden, Solidarität, Demokratie, Achtung der Menschenrechte und Menschenwürde und Gleichheit; ebenso Rechtsstaatlichkeit, den Schutz der Umwelt, die Eindämmung sozialer Ungerechtigkeiten oder auch den Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung.
Europaflagge symbolisiert Werte
Vor den Journalisten erinnerte der Bischof auch an die Geschichte der Europaflagge, die für Werte stehe, die auch für Christen bedeutend seien. Die Idee dazu kam von Belgier Paul Levy, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges das Gelübde abgelegt hatte, zum Christentum zu konvertieren, wenn er die Nazi-Verfolgung überlebt. Konkret habe bei Levy der Anblick einer Marienstatue mit dem Sternenkranz vor dem blauen Himmel, wie die Mutter Jesu in Anlehnung an das Neue Testament (Offenbarung des Johannes, Kapitel 12, Vers 1) oft dargestellt wird, die Idee zur Europaflagge ausgelöst. Ausgeführt wurde die Idee für die Flagge dann vom Franzosen Arsene Heitz.
Das Blau der Flagge stehe in der Kunstgeschichte für Glaube, Vertrauen, Treue, aber auch für das Universum und die Gegenwart Gottes, so Europabischof Zsifkovics. Der Ring der zwölf Sterne erinnere an den Strahlenkranz der Gottesmutter. Die Zwölf sei aber auch eine Glückszahl und symbolisiere die Vollkommenheit als Produkt der Zahlen Drei, die für die Dreifaltigkeit steht, und Vier, die die vier Himmelsrichtungen symbolisiert. Die Europaflagge stehe für Werte wie Einheit, Harmonie und Solidarität, die auch für Christen bedeutend und heute wieder in Gefahr seien, so der Bischof.
Gedenken an Nawalny
Bei einem Gottesdienst in der Kapelle der EU-Bischofskommission COMECE würdigte Bischof Zsifkovics in Brüssel zudem den verstorbenen russischen Putin-Kritiker Alexej Nawalny. Dieser habe durch sein Lebenswerk und seinen Einsatz Großes für Europa geleistet, betonte Zsifkovics, und bat um das Gebet für Nawalny und seine Familie. „Möge sein Leben und Wirken bei Gott zum Ziel kommen und hier weiterwirken.“
Bischof Zsifkovics war mit heimischen Medienleuten bis 21. Februar in Brüssel, um mit Vertreterinnen und Vertretern der EU-Institutionen sowie kirchlichen Vertretern Gespräche zu führen. Auf dem Programm standen u.a. Begegnungen mit EU-Kommissar Johannes Hahn, Parlaments-Vizepräsident Othmar Karas, dem Generalsekretär der EU-Bischofskommission ComECE, Manuel Barrios, und dem Apostolischen Nuntius bei der EU, Noel Treanor.
Foto: Diözese Eisenstadt